Tuesday, December 29, 2015

Veredelte Francoise oder doch Snegurotschka?

Ich wundere mich schon die ganze Zeit, warum dieser Schnitt von den Nähnerds nicht schon längst entdeckt und hundertfach nachgenäht wurde, weil er für Sanduhr- und Birnenfiguren absolut perfekt ist.

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Was oder wer ist Snegurotschka?
Für die, die es nicht wissen: Snegurotschka ist die Enkelin und Helferin von Väterchen Frost, die mit ihm, allerdings inklusive Verzögerung, immer zusammen auftritt. Man muss die Snegurotschka immer 3 Mal rufen, bevor sie erscheint:-) Charakteristisch für Snegurotschka sind die weißen Stiefel (die mir leider fehlen:-), weißer Fellbesatz und eine ausgestellte Silhouette.
Es ist unglaublich, aber dieses Kleid habe ich innerhalb einer Woche genäht, genau vor einem Jahr!
Und es hat genau zwölf Monate gedauert, bis das Kleid wirklich fertig wurde.
Der Grund dafür war weder die Stickerei, noch die Perlenstickerei, mit denen ich das Kleid veredelt habe. Ausschlaggebend war der Kragen! Ich kann Peter-Pan-Kragen nicht besonders leiden. Aber dieses Kleid sieht ohne nach nichts aus, da fehlt einfach etwas. Und so suchte ich eine Lösung, die mich zufrieden stellen sollte.
Aber jetzt alles der Reihe nach. Die Details kommen zum Schluss.

Der Schnitt: Francoise ist für Tilly-Schnitte untypisch sehr gut!
Als ich losgelegt habe, gab es keine einzige Version vom Kleid im Netz. Als ich es schon genäht habe, gab es auf einmal Dutzende.
Da ich einen slawischen Rücken(schmal) habe, hab ich mich erst einmal nicht gewundert, dass ich viel am Rücken wegnehmen musste. Bei den anderen habe ich später gesehen, dass auch sie versucht haben, die Weite am Rücken rauszunehmen- und das nicht zu knapp. Daher ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass man die Lage der Rückenabnäher unbedingt mitberücksichtigen und verschieben sollte, wenn man die Rückenweite reduziert. Sonst liegen sie sehr komisch nah am RV. Die falsche Lage tut der Silhouette auch nicht besonders gut. Hier habe ich eine Übersicht über meine Anpassungen (ich habe die Silhouette etwas mehr herausgearbeitet) erstellt.

Der Stoff: Romanit mit 65% Viscose. Dementsprechend knittert er auch ein wenig und es besteht Fusselgefahr.
Stickerei: Kommt vom ukrainischen Designerpaar Tanja & Bogdan (deren anderes Design ich schon einmal bei der bestickten Bluse verwendet habe)  und trägt den Namen "Mondgras".
Unglaublich professionell gemacht. Es war ein Vergnügen, es zu sticken. Das Ornament wiederholt sich am Kleid 8 Mal. Weitere Detail-Fotos dazu etwas weiter unten.

Kragen: Aufgrund der Dicke des Stoffes musste ich mir eine andere Lösung überlegen.
Zuerst habe ich einen Spitzenkragen (FSL) in der gleichen Farbe wie das "Mondgras" gestickt. Es passte aber stilistisch nicht miteinander und wirkte überladen. Eine andere Kombination mit anderen Stoffen wirkte ebenfalls deplatziert. Ohne Kragen fehlt wirklich etwas und das Kleid sieht nackt aus.
Es blieb mir nichts anderes übrig, als eine Kontur des Kragens zu sticken. Ich kaufte mir japansiche Perlen in zwei Größen. Die Größere habe ich dann für den Kragen benutzt.

Um oben und unten irgendwie in Einklang zu bringen, entschied ich mich für zusätzliche Zierden in Form von chaotisch angeordneten Perlen um die Stickerei herum(ca 20 Perlen pro Muster), diesmal eine Größe kleiner. Schließlich sollten diese lediglich ergänzen statt zu übetönen.

Jede Perle ist einzeln aufgenäht, mindestens 160 mal.


Hier kommt eine kurze Erklärung, wie man einen RV näht, wenn der Beleg nicht direkt am RV liegt, sondern versetzt liegt.


1. Der Halsbeleg wird nicht ganz bis zum RV genäht, sondern es werden 3-5 cm Platz gelassen.
2. Der Beleg wird ca. um1 cm verkürzt und auf den RV gesteckt.
3. Das Gesteckte wird zusammengenäht. Die untere Ecke kann man umknicken und mit dem Knick vernähen.
 4. Die Nahtzugabe wird in Richtung Beleg umgeschlagen und oben mit einer Stecknadel fixiert.
5. Die Belegnaht kann jetzt zu Ende genäht werden.
 6. Fertig!

Und jetzt folgen die Bilder des Kleides :-)


Monday, December 7, 2015

Ein Traum aus Bargello*


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*Bargello ist eine traditionelle Technik aus Florenz, die  zu Grunde der von vielen geliebten Missoni liegt.

Wir, Hobbyschneiderinnen, haben wunderbare Möglichkeit, mit unseren Händen wunderschöne und kostbare Geschenke selbst zu machen.

In meinen 30 Jahren Näherfahrung habe ich es geschafft, kein einziges Kosmetik-Täschchen oder eine Tasche zu nähen. Daher ist das meine ERSTE Erfahrung.
Aber als ich das Exemplar der Stickmuster-Designerin aus Russland sah, war es um mich geschehen.

Das besondere an dieser Technik ist, dass sie mit jeder anderen Farbzusammenstellung eine völlig andere Gestalt annimmt. Besonders edel wirkt sie auch durch den unterscheidlichen Fall von Licht, weil die Stiche in verschiedene Richtungen eingeordnet sind.
Die beste Wirkung erzielt man auch nur mit Viscose-Stickgarn.
Als Innenfutter habe ich feste Seide aus Israel verwendet, die bei mir noch als Reststück vorhanden war. Die Seide habe ich mit Thermo-Volumenvlies H 640 verstärkt.
Je nach Lichtfall kann man wunderschöne Schimmer-Töne sehen.


Das sind die Bilder vom Prozess.
Hier wäre es wichtig zu erwähnen, dass man an den unten folgenden Bilder einen  korrektes und gutes Design erkennt. Es hat keine Durchzüge, somit auch keine unnötigen Spannungen.
So sehen die fertig gestickten Teile von rechts und von links aus. Eine solche linke Seite kann sich sehen lassen :-)


Arbeitsaufwand insgesamt: 2 volle Tage


Thursday, December 3, 2015

Flache Paspellierung

Dies ist die dritte Art der Paspellierung, die ich zeige.
Ich sage ehrlich: Das ist meine unliebsame Art zu paspellieren. Es erfordert höchste Präzision und viel Handarbeit und Vorbereitungen. Dafür aber springt diese Paspel nicht so ins Auge wie eine klassische Volumen-Paspel.
Die vorherigen Methoden: Methode 1, Methode 2

1. Die Paspel wird vorbereitet. Es ist von hoher Bedeutung, die Paspel  mit dem Bügeleisen vor dem Anbringen etwas zu ziehen, damit sie sich  dann anschließend genug gedehnt hat und gleiche Abstände absichert. Auch das fertige Band sollte man leicht ziehen, da die im schrägen Lauf zugeschnittene Streifen dazu neigen, unterschiedlich breit zu werden (je nach Dehnung beim Nähen).
2. Das Band wird mit einem von uns gewähltem Abstand (die Breite der sichtbaren Paspel) per Hand an die  Linie geheftet, wo später der Beleg und Futter zusammen genäht werden. Die Heftfadenlinie ist die Linie des Beleg-Endes(die Nahtzugaben liegen unter dem Band).
Im zweiten Schritt steppen wir mit dem gewählten Abstand der Paspel.
Zum leichteren Entfernen benutze ich ganz gerne Stickgarn.
3.So sieht Schritt 1 aus. Wenn man gut gearbeitet hat, dann ist an jedem Teil der Stecke überall die gleiche Breite :-)
4.Im zweiten Schritt wird das Futter unterlegt und festgesteckt.
Es wird so gemacht, dass die Nahzugaben von Beleg und Futter rechts auf rechts aufeinander mit offenen Kanten zu Seite liegen.
5.Jetzt auf der Seite am Beleg, wo wir unsere erste Paspelnaht genäht haben, legen wir die zweite Naht direkt neben die ersten, nur 1mm nach links, damit wir unsere erste Naht nicht mehr sehen.
6. Nun ist unsere flache Paspel fertig!