Tuesday, November 27, 2012

Wie macht man eine Dior-Falte

Anlass für diesem Post ist das neue Modell von Burda, wo eine Dior-Falte vorkommt.
Sobald es aber irgendwo beim Modell angegeben wird, kommen die gleichen Fragen:Was ist die Dior-Falte und  wie wird sie gemacht?
Viele wichtige Informationen zur korrekten Verarbeitung dieser Falte fehlen in den modernen Büchern.

Eine Dior-Falte ist keine Falte im klassischen Sinne, sondern ein Schlitz.Wie einfach es auch aussieht, sie ist kompliziert, wenn man sie richtig machen will.
Der Vorteil dieser Falte  liegt in der Bewegungsfreiheit!
Dior-Falte besteht aus 2 Schichten: Dem Rock mit dem Schlitz und dem Futter mit draufgenähtem  Stoff.
Es gibt aber ein paar Schwierigkeiten/ "Problemzonen" bei den beiden:

1. Der Schlitz muss reißfest gemacht werden
2. Das aufgenähte Stück des Hauptstoffes muss auch beim Gehen das gleiche Bild liefern, sodass man das Gefühl hat, es wäre eine Falte und nicht der Schlitz

Zuerst muss  der Schlitz des Rockes gemacht werden. Die Schwachstelle am Schlitz liegt oben, wo Zug beim Gehen oder Beinheben entsteht. Es gibt mehrere Arten das zu vermeiden.
Die meistbekannte Methode, die ich persönlich gar nicht mag, ist die Fliege.


In Haute Couture wird das kaum verwendet, denn die Fliege ist sichtbar und haute couture "mag" keine sichtbare Nähte.
Also gibt's Alternativen zu dem. Eine davon ist das Satinband.


Hier gibts eine Fotostrecke, die ich in einem russischen Forum gefunden habe,die diesen Prozess detailiert zeigt.






Eine andere Möglichkeit sieht ähnlich aus. Man nimmt ein gefaltetes Stück Stoff  mit einer Höhe von ca. 2 cm  im fertigen Zustand und näht auf ähnliche Art und Weise wie bei Satinband.
Anschließend wird es noch an den Seiten mit der Overlock migefasst. Diese Methode stabilisiert die ganze Gegend um das Ende des Schlitzes herum.


Wenn der Schlitz komlett fertig ist geht man zum Futter über.


Ganz grob sieht die Dior-Falte in etwa so aus

 
Tatsächlich aber ist es enorm wichtig, dass das Stoffstück nicht grade sondern rund verläuft!

Macht man ihn gerade und bündig mit dem Saum des Rockes, bekommt man  die Eckstellen beim Stufensteigen zu sehen!
Also muss der Stoff rund verlaufen, wobei die tiefste Stelle genau den Treffpunkt der beide Säume am Rock erreichen muss.


Wenn man das Stück gerade und bündig mit dem Futter macht, wird  das innenliegende Stück kürzer aussehen.
Der Sinn einer Dior-Falte besteht in der Täuschung. Es soll nach einer Falte aussehen.
und bei einer Falte sind alle Längen gleich.
Hier ist ein typisches Beispiel dafür, wenn man die Längen nicht berücksichtigt. Dieses konkretes Beispiel ist aber nach dem Wunsch der Kindin entstanden.


Hier ist die korrekte Verarbeitung:



Ein weiterer, ganz wichtiger Punkt ist, der uns die Bewegungsfreiheit schenkt, ist ein Detail, was in den modernen Bücher gar nicht mehr vorkommt: Das sind die seitliche Schlitze an dem Futterteil.
Damit die Schlitze nicht reißen werden sie mit einem Stückchen Stoff befestigt.





Saturday, November 24, 2012

sewing galaxy testet Shirt-Schnitte, Teil 3

Для русскоязычных: информация этого постинга содержится у меня в теме на сезоне здесь
 
Heute 2 weitere Tests.
Beide Modelle sind von Burda.
Ich fange mit dem weißen  Shirt an.
Stoff: Viscose Jersey von Hilco, 365gr, 5% Elastan.
Schnitt: eine Mischung aus 2 Modellen 113_04/2005 + 105_07/2007, alles in allem etwas verlängert.



+



Das Schwierigste an diesem Shirt ist die Knotenbildung.
Deswegen habe ich in großen Schritten fotografiert.

1.Der Halsausschnitt ist vorne nach innen gecovert


2.Das Formband ist nur im Halsausschnitt vom Rücken eingebügelt, Ausschnitt gecovert
3.Die Markierung ist an der Stelle, wo die Knoten gebidet werden, es wird  von Markierung zu Markierung overlockt.
Am Ende wird diese Overlocknaht mit der Hand nach innen angenäht.

4. Die seitlichen Enden sind von Knotenteilen auf 8 cm mit der Nähmaschine angereiht.





5. Damit es verständlicher wird, wie das drum herum gewickel wird, zeige ich hier mal das Prinzip, wie alles miteinander verbunden wird.
 


6. Damit der Knoten richtig (also rechts über links) liegt, wird zuerst die linke Hälfte angebracht.
 Ich habe an der Seite mit dem Nähmaschinen-Strechstich sofort fest genäht. Oben bis zur Markierung wird nur geheftet.


7. Das Gleiche wird auch auf der rechten Hälfte wiederholt.


  
8. Danach werden die Schulter und Ärmel fertig angenäht und die Seiten verbunden.
Also an sich nichts schwieriges.

Was die Passform betrifft, bin ich sehr zufrieden, ist aber keine Überraschung gewesen. Das Modell ist bekannt und wird seit 2005 immer noch nachgenäht und sitzt gut.

Das zweite Shirt ist auch ein Modell aus Burda 106_02/2011.
Das Shirt ist ein Klassiker-Basic. Mit Ausnahme von einem kleinem Fehler, den man schon am Original von Burda sieht, eignet er sich perfekt als Vorlage für einen Rolli. Dafür nimmt man einfach die gleiche Angabe der Länge für den Kragen, wie die Länge des Umfassungsstreifens, und macht man ihn höher.

 











Der Stoff ist ziemlich alt (3 J.a.) und war nicht gerade die beste Wahl. Das ist ein reiner Viscose-Jersey ohne Elastan, also gar nicht elastisch, sondern mehr statisch.
Aber ich bin froh, dass ich ihn "abgebaut" habe . :-)
 



Der Halsausschnitt ist mit einem Streifen nach der Anleitung zusammengefasst und von aussen gecovert.













 








Und natürlich ist auch der Fehler da, trotz der hervorragender Passform der Ärmel.


Meine Beobachtung, die noch geprüft werden muss, zeigt, dass es an bestimmter Linienführung der Seite liegt. je gerader die Seite nach unten geführt wird, desto kleiner ist die Ausprägung der Falte.


Das Problem ist bei allen Shirts des Modells  123 _09/2012, ohne Ausnahme!!
Auch das Modell  hat genau so eine Kurve.

















Bei einer Unterhaltung im russischen Forum war die Vermutung im Raum, dass es Sinn machen könnte, was die Italiener seit einer Weile in allen ihren Jersey-figurbetonten Teilen machen, es gibt eine Wölbung an der Seite.


Ich wiederhole: Dies ist eine noch nicht geprüfte These!








Sunday, November 11, 2012

sewing galaxy testet Shirt-Schnitte, Teil 2

Heute kommen zwei ziemlich interessante Exemplare, in jeglichem Sinn:  Stoff, Verarbeitung, Halsbandlängeformeln, Schnitt.
Im Prinzip ein Schnitt, aber zwei völlig verschiedene Shirts.


Для русскоязычных: информация этого постинга содержится у меня в теме на сезоне здесь

Beide Shirts sind fast identisch.
Getestet wurden Shirts Nr.8 (Patchwork) und Nr.11 (Cool Grey) aus dem Ottobre 5/2012.

Zuerst möchte ich mich dem Stoff widmen.
Das war meine erste Erfahrung mit Bambus- Jersey vom Toptex.

Gewicht: 295 gr/lfm
Zusammenstellung: 95% Bambusviskose, 5% EL
Eigenschaften:  
- Material aus Bambus ist fast viermal so saugfähig wie Baumwolle
- Bambus hat eine natürliche antibakterielle Wirkung, die sich auch durch das Waschen kaum verringert (sehr gut für Allergiker)
- Bambusstoffe sind so weich, dass sie keinen Weichspüler benötigen
- Bambusstoffe halten die Haut im Sommer etwa 2°C kühler als Baumwolle
Zu kaufen gibts in verschiedenen Farben hier.
Als meine Tochter es zum ersten Mal anprobiert hat, war sie sie hell begeistert und  meinte, das sei der Wahnsinn! Es fühlt sich an, wie eine zweite Haut.
Nun, der Stoff ist so weich und angenehm wie Kashmir, ist gleichzeitig auch dünn und labberig, verliert dennoch nicht die Form und ist realtiv sicher gegen Löcher beim Nähen.
Hat aber auch einen Nachteil: Man sollte sehr vorsichtig mit dem Bügeleisen bügeln.
Nachdem ich es das erste Mal gebügelt hatte,  fiel mir ein Bügelabdruck auf. Daraufhin habe ich die Teflonsohle aufgesetzt.

Ich vermute, dass das weg geht, wenn man kurz mit Feuchtigkeit drüber geht, das muss ich allerdings noch testen.
Zuerst das Shirt mit dem einfachem Schnitt, Nr.8.
Original




Zufällig habe ich vorher schon gelesen, dass die Schnittmuster extrem schmal ausfallen.
Ich habe mir danach in die Beschreibung zum Modell angesehen und sah plötzlich: Das Schnittmuster ist für 25%ige  Elastanstoffe berechnet.
Wo gibt so ein Jersey? Purer synthetischer Elastikjersey?
Beim Zuschnitt habe ich Lydia als Musterbreitenmaß genommen und so kam ich auf die Größe 36 (gewöhnlich Größe 32-34).
Die Anprobe hat mich sprachlos gemacht. Ich habe mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass es so gut sitzen würde.
Also, auch hier keine Brustfalten und super Ärmel.

Das Shirt sitzt an den Ärmel sehr eng, drückt aber nicht. Die Form am Körper ist leicht locker, also nicht zu sehr betont.

Nun zur Halsverarbeitung. Ich habe es an diesem Shirt klassisch gemacht. Das Bündchen habe ich  zuerst an das Shirt angebracht, dann die linke Schulter geschlossen.


Schulternähte gegen Ausdehnung mit Framilonband gesichtert. Die Länge  des Bandes = Schnittmuster  auf dem Papier(!) entnommene Schulterlänge+ Zugaben. In meinem Fall auf die Nahtzugaben aufgenäht.


Anschliessend die Nahtzugaben festgenäht.


Ich halte nichts von Berechnungen fürs Bündchen nach irgendwelche Formeln, allein schon aus dem Grund, dass jeder Jersey unterschiedlich elastisch ist und sich auch anders verhält.
Dennoch habe ich auch das getestet. Und ich kann sagen: Umfang * 0,7 + Zugaben wäre viel zu eng und würde das ganze hoch ziehen. Bei diesem Shirt habe ich u.a. eine Anleitung verwendet.

Für die Bündchenlängenberechnung empfehle ich dieses kurzes Video von Thread Magazine anzuschauen.

Die Säume habe ich mit Dekogarn gecovert.


Jetzt kommen wir zum Shirt Nr.11(Cool Grey).
Gleiches Schnittmuster, gleiche Details, nur etwas anderer Halsausschnitt.
Original




Die Bewegungsfreiheit haben wir auch getestet :-)

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich keinen einzigen Blick auf die Anleitung geworfen habe, wie sie vorschlagen den Stoff zu verarbeiten.
Ich werde Schritt für Schritt meine Verarbeitung zeigen.
Zuerst habe ich mathematisch ausgerechnet wie breit meine Falten sein sollen und wie groß die Abstände gemacht werden müssen. Ich kam auf eine Gesamtbreite von jeder einzelnen Falte mit 1cm und  einem Abstand von 1.5cm (mit Lineal markiert und gehefetet).

Den Streifen vorbereiten, indem man ihn mit Vlieseline für Jersey( G785) verklebt.

Den Streifen mit Stecknadeln auf die Falten draufstecken. Damit die Naht akurat wird, habe ich mit Garn geheftet bevor ich gesteppt habe.
Diesmal habe ich ein Einfassungsbändchen nach der Formel "Umfang des Halsausschnittes" - 10% gerechnet.
Ich finde, dass das in meinem Fall gut passt.
Ich habe unter 45° die Mitte der Ecke und des Streifens markiert.


Zur Markierung gesteppt und die Ecke eingeschnitten.


 Die Zugaben auseinander bügeln. Den Streifen falten und wieder bügeln.


Die Ecke wird vorbereitet, indem man sie mit der Vlieseline G785 verklebt.


Auch hier wird die Ecke eingeschnitten.


Die Schulter genau so gemacht wie oben beschrieben.

Damit die Ecke vom Halsband ordentliche Ecke bekommt, habe ich die sie zuerst separat mit der Nähmaschine gemacht.
Zuerst aus der Ecke in eine Richtung 2-3cm genäht.


Und jetzt in die andere Richtung die 2. Naht.


Danach wird zuerst der Halsausschnitt in 4 gleiche Abschnitte mit dem Ausgangspunkt  der Ecke eingeteilt.


Das Gleiche wird mit dem Bündchen wiederholt


Markierungsstellen aufeinander bringen


Die Abstände zwischen den Markierungen leicht dehnen


Und jetzt mit der Overlock annähen, dabei darauf achten, dass die linke Nadel exakt auf die Nähmaschinennaht der Ecke trifft.


Eine sehr schöne Version von diesem Shirt  gibt auch hier.