Langsam beende ich die Blusen für mein Aschenputtel, also meine Mama.
Irgendwie hat es in Ihrem Leben nie eine Zeit gegeben, zu der sie gut gekleidet war. Es gab dafür kein Geld und keine Beziehungen, gute bezahlbare Bekleidung zu erhalten und sie litt darunter.
Das war unter anderem der Grund, warum ich mit 14 schon zu Konstruktions- und Nähkursen ging, die drei Jahre gedauert haben.
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Ich nähe für meine Mama sehr langsam. Wenn sie kann, kommt sie zu den Anproben, obwohl zwischen uns immerhin über 100 km Entfernung liegen.
Die Bluse Nr.1 ist eine Sommerbluse. Leider ist sie im Sommer nicht mehr fertig geworden.
Das ist ein ausgezeichnetes Burda-Modell.
Lob an die Konstrukteure - die Ärmel sind ein Gedicht!
Burda Modell
137_05/2014
Der Stoff ist schrecklich. Sieht zwar aus wie Waschseide, ist aber keine. Es ist Viscose mit Polyester. Ich musste zwar Rücksicht auf das Budget meiner Mama nehmen, aber ich habe mir ab jetzt geschworen, mir zur Liebe nie wieder sowas noch mal zu tun.
Abgesehen, dass der Stoff sich überhaupt nicht legt und auch Hitze und Feuchtigkeit des Bügelns ignoriert, war das extrem schlimm, das Schrägband anzubringen.Normalerweise zieht man den Schrägstreifen, bevor man ihn anbringt. Unterm Eisen zog sich der Streifen auch, aber dann sprang er zurück zum Ursprung. Ich bin beinah wahnsinnig geworden.
Zum Fotografieren blieb uns wenig Zeit, daher habe ich es nicht mehr geschafft, ordentlich abzubügeln.
Die Abnäher habe ich direkt an meiner Mama selbst gelegt, es hat was mit ihren Besonderheiten zu tun.
Schulterlänge und Rückenbreite musste ich um 1cm je Seite kürzen und den Ärmel dem entsprechend leicht versetzen.
Ich wiederhole es noch mal gerne, der Ärmel ist hier ein Gedicht! Nicht nur weil es wunderbar sich in Armloch legt, sondern obwohl er so schmal ist, dennoch viel Bewegung zulässt.
Laut dem Rat der Russen, die die Bluse schon genäht haben, habe ich Jabot um 2cm bis zur Schulterlinie verlängert. Meine Mama ist total begeistert. Sie hat seit 1967 von einem Jabot geträumt.
Jetzt zu den Feinheiten des Jabots.
Den Rand habe ich mikro-zizackt. Dies ohne Probleme und ohne Fehler mit meiner Nähmaschine zu schaffen, ist meiner Meinung nach nur mit Spezialfüsschen Nr. 10 von Bernina möglich.
Ich erkläre warum das so ist.
Auf den ersten Blick sehen die Füsschen Nr.5 und Nr.10 fast identisch aus.
Der entscheidende Unterschied aber besteht in der Länge der Trennplatte.
Bei Nr.5 geht sie durch, bei Nr.10 hört sie genau vor dem Loch auf.
Genau dies ermöglicht den Zickzack so mikroklein zu halten und so präzise und sogar ohne die Hände an der Maschine zu halten
Bei dieser Längen-Breiten-Einstellung wird genäht, wie man sieht, ganz ohne Hände. Der Stoff wird von alleine von dem Füsschen gesteuert.
Damit man sieht wie mikroklein und wie präzise es ausgeführt ist, habe ich paar Gegenstände daneben gelegt.
Bluse Nr. 2 kommt aus Holland, Knipmode Modell 33_12/2011
Genäht aus dem gleichen Stoff wie bei der ersten Bluse (Horror!).
Der Ausschnitt war viel zu offenherzig. Ansonsten habe ich auch noch auf die Mittelnaht vorne verzichtet. Abnäher selbst gemacht, leicht in der HM oben was weggenommen, sonst keine Veränderugen.
Sorry für die Bilder, Ich habe es auf die Schnelle den Polyester nicht rausgebügelt bekommen.
Die
Bluse Nr. 3 stammt ebenfalls aus Burda,
Modell 132_04/2014

Aber diesmal aus fantastischem schwerem Viskose-Satin genäht. Es sieht aus und fühlt sich an die echte schwere Seide. Bis dahin kannte ich nicht mal so einen Stoff.
Passformmäßig 0 Korrektur, nicht mal bei den Abnäher,was bei der Mama immer ein Problem ist.
Das Modell sieht vor, dass man Halsausschnitt völlig offenkantig lässt. Das würde bei dem Stoff gar nicht gehen. Satinwebung ist dazu völlig ungeeignet.
Daher habe ich den Ausschnitt sicher gemacht, indem ich ihm einen eins zu eins Beleg zugeschnitten habe und verstürzt angenäht habe. Danach habe ich Ausschnitt wie eine Lage verarbeitet.
Ripsband wird zum Schluß angenäht.