Mein lang ersehnter Mantel ist nun endlich komplett fertig erstellt. Dies wird mein dritter und somit mein letzter Post zur Herstellung des Mantels.
Der Post ist entsprechend des Aufwandes recht lang geworden. Ich hoffe er ist dennoch interessant für Euch.
Die mit Rockabrunder markierte Saumkante wird von innen mit Saumband beklebt, um die gewünschte klare harte Saumlinie zu erhalten.
Die Nahtzugaben innerhalb des Saumes werden maximal reduziert und an dem Knickpunkt rausgeschnitten.
Anschliessend bügelt man die tatsächliche Saumkante, jedoch nicht die ganze Saumnahtzugabe!
Um noch mehr Schärfe in die Kante zu bringen, benutze ich mein Pressholz.
Den nächsten Schritt habe ich bis dato so noch nie gemacht, finde ihn aber sehr hilfreich.
Man heftet die Saumkante des Futters an die Saumnahtzugabe, damit sich beim nächsten Schritt nichts verzieht. Ich finde es furchtbar, wenn das Futter den Saum zieht, weil es zu knapp ist oder rausguckt, wenn es zu lang geworden ist.
Der Mantel wird an der Saumkante nach innen gewendet und mit 1 cm
entlang der Saumkante genäht. Die vertikale Nahtzugaben legt man in Richtung des Beleges.
Am Anfang und am Ende dieser Naht läuft
die Naht etwas schräg runter bis auf 1 cm zur tatsächlichen Saumlinie.
Die Nahtzugaben am Beleg werden auf ein Minimum stufig reduziert. Dabei wird die äussere Kante der Nahzugabe leicht schräg abgeschnitten (wie im ersten Foto hier).
Anschliessend näht man wie gewohnt die Nahtzugabe mit Hexenstich fest (Futter wird nicht mitgefasst!).
Der Gürtel wird in mehreren Schritten genäht. So wie hier, habe ich den Gürtel selbst auch noch nicht genäht.
Zuerst näht man die kurzen Seiten zusammen, schneidet die Ecken weg und bügelt diese auseinander.
Die Nahtzugaben der kurzen Seiten werden nach unten geklappt.
Man näht ca. 20cm entlang der langen Seite von beiden Enden ausgehend.
Auf diese Weise kann man nahezu perfekte Kanten am Ende des Gürtels ausarbeiten.
Die genähte Strecke wird auseinander gebügelt.
Die Ecken schneidet man, wie gewohnt, schräg raus.
Jetzt kann die ganze Längsnaht geschlossen werden. In der Mitte habe ich 8 cm zum Wenden offen gelassen.
Nach dem Wenden schließt man die Öffnung mit dem Hand-Leiterstich.
Beide Teile des Ärmels werden an der mittleren Naht zusammen genäht.
Die Naht bügelt man anschliessend auseinander.
Daraufhin folgt erstmal die Ärmeldressur.
Ich habe zufällig auch passende Bilder dazu gefunden, wie man es richtig machen kann.
Die Saumkante des Ärmels wird genau so verarbeitet wie beim Mantel.
Das Futter wird ebenfalls an der Seitenlinie geschlossen und an die Saumkante des Ärmels angenäht.
7 mm von der Saum-Futter-Verbindungsnaht erstellt man eine Heftnaht. Somit schafft man die gleichmässige Falte für mehr Beweglichkeit des Futters im Ärmel.
Anschliessend wird das Futter gebügelt.
Mit einer durchgehenden Naht wird die Ellenbogennaht geschlossen.
Die Ärmel werden gewendet und an einigen Stellen mit Stecknadeln mit dem Futter fixiert.
Ca. 10 cm unterhalb der Oberarmlinie wird provisorisch ein Schrägstich gemacht, der die Position des Futters im Ärmel fixiert. Das dient der Erleiterung und Präzision der weiteren Arbeit beim Ärmeleinsetzen.
Die Ärmel werden an der Ärmelkugel mit einer graden Naht
eingehalten.
Danach formt man die Ärmelkugel auf dem Tailorboard/Bügelkissen und lässt diese daraufhin ein paar Stunden abkühlen und aushängen .
Mit der gleichen Stepparbeit wie beim Futter, habe ich die Punktstiche an der Aussenkante vom Mantel gemacht.
Dieser Stich hier ist sehr wichtig, denn er dient dazu, den Beleg mit dem Mantel zu verbinden.
Der Stich selbst ist nur von der linken Seite sichtbar. Sobald ich beim Revers angekommen war, wechselte ich die Richtung.
Ich wollte keine dicken Gürtelschlaufen am Mantel haben, daher habe ich mich für eine elegantere Lösung entschieden.
Mit festem Garn (Mara 30 oder Ziergarn von Gütermann) kann man enge Schlaufen machen, die kaum sichtbar sind, aber stark genug, um den Gürtel zu halten.
Weiter geht es mit dem Ärmel.
Die Ärmel werden, wie gewohnt, eingesetzt und 1,5 Armloch-Umdrehungen genäht. D.h. dass die Doppelnaht auf den unteren Bereich fällt, da, wo es am meisten strapaziert wird.
Dazu fehlt mir leider das Foto (vergessen).
Die Ärmelfische mache ich immer selbst. Je nachdem was für Oberstoff verwendet wird, entscheide ich mich zwischen Thermolam, Watteline und Volumevlies.
Diesmal war es Thermolam.
Die Linie entspricht in etwa der Linie der Ärmelkugel.
Zuerst wird provisorisch mit Stecknadel reingesteckt, um zu prüfen, ob die Länge in Ordnung ist.
Zu lang sollte der Ärmelfisch nicht sein.
Um es sich einfacher zu gestalten, habe ich die abgeschnittenen Teile des Ärmelfisches spiegelverkehrt auf den zweiten Ärmelfisch drauf gelegt und abgeschnitten.
Der Ärmelfisch wird nun mit Rückstichen ganz dicht an die vorhandene Naht angenäht.
Das geht natürlich am besten an der Aussenseite des Armloches.
Weiter gehts mit den Schulterpolster.
Zuerst befestigt man die Schulterpolster provisorisch an die Nahtzugabe (der Ärmelfisch darf dabei nicht mitgefasst werden!) 5 cm links und 5 cm rechts von der Schulternaht.
Mit
ganz lockeren Rückstichen näht man diese Strecke wieder ganz dicht an der Naht entlang.
Am anderen Ende des Schulterpolsters macht man an der Schulternaht-Nahtzugabe ca. 1 cm geflochtenen Steg und vernäht ihn mit dem Schulterpolster. Auf diese Weise kann sich Schulterpolster leicht bewegen und kann nicht mehr ziehen.
Da meine Schulterpolster ziemlich starr waren, habe ich noch unten, nicht ganz am Ende von dem Schulterpolster, jeweils an der Seite weitere Stege gemacht.
Nun kann das Ärmelloch geschlossen werden.
Die Nahzugabe im unteren Teil des Armloches habe ich etwas reduziert.
2 mm oberhalb der Ärmeleinsatznaht wird jetzt das Futter mit Rückstichen festgenäht.
Das geschieht NUR im unteren Bereich des Armloches. Im oberen Bereich ist das Futter beweglich.
Damit das Futter auch oben fest in seiner Position bleibt, macht man noch einen Steg, das die Nahtzugaben des Futters DURCH die Schulterpolster mit dem Mantel verbindet.
Und weiter gehts es fast klassisch zu. Das Ärmelfutter wird von innen nach aussen gelegt, umgeschlagen und geheftet.
Das Ärmelfutter wird nun mit kleinen Punktrückstichen an das Futter angenäht.
Das habe ich früher auch noch nie so gemacht, gefällt mir aber sehr gut.
Ich glaube, wenn ich mich nicht irre, dass dies eine sehr alte traditionelle Verarbeitung ist.
Der Mantel ist nun fast fertig.
Die Knopflöcher mit Gimpe habe ich in Auftrag gegeben, um diese mit einer Industrieknopflochmaschine machen zu lassen.
Jetzt konnten auch die Knöpfe angenäht werden.
Statt Knoten zu machen, mache ich auf der rechten Stoffseite einen Stich und gehe mit der Nadel derein und ziehe es fest zu.
Da der Mantel + Beleg eine bestimmte Dicke haben, muss ich dem Knopf einen Steg machen, damit der Knopf beim Mantelschliessen nicht eingedrückt wird. Das schaffe ich am besten mit einem Gegenstand, in meinem Fall mit mehreren Zahnstocher.
Auf der linken Seite wird ein kleines Knöpfchen untergenäht, damit der Knopf bei der Belastung nicht ausgerissen wird und der Stoff beschädigt wird.
Zuerst mache ich 2-3 Runden nur mit Oberknopf, dann durch alle Lagen durch.
Anschliessend muss der Mantel auf Vordermann gebracht werden :-)
Mit ständigem Vertikaldampf wird der Stoff leicht angefeuchtet und anschliessend sofort mit der Kleiderbürste gekämmt.
Es ist unglaublich wieviel das im Aussehen ausmacht.
Der Stoff sah danach wie neu aus: schön aufgepuschelt :-)
Der Mantel soll sich abkühlen und paar Stunden aushängen. Der Gürtel darf dabei nicht gebunden werden!
Der Mantel ist endlich fertig! Ehrlich gesagt, ich war überrascht, wie schnell das ging. In 1,5 Monaten war ich fertig! Dabei habe ich ein sehr langsames gemütliches Tempo angelegt.
Jetzt könnt ihr euch auch so einen Mantel nachbauen. Für Eure Fragen zur Verarbeitung stehe ich gern zur Verfügung. Danke fürs Lesen!