Wednesday, August 26, 2015

Abgekupfert

Erfolg ist nicht kopierbar. Das wissen mittlerweile alle.
Wenn man aber kopiert wird, ist es ein sicheres Zeichen für Erfolg.
Somit, liebe Julie, danke ich dir für die Inspiration! Chère Julie, Je vous remercie pour l'inspiration!
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Angefangen hat es mit diesem unteren Bild. Es traf mich wie der Blitz.
Hier stellte Jolie's Bobins ein Top von Salme und einen Rock von Megan Nielsen vor.
Der Rock hat mich nicht interessiert, aber diese Variante des Salme-Tops schon.
Zuerst kaufte ich das Top. Dass ich Salme liebe muss ich nicht noch einmal erzählen.
Der Stoff ist sowas wie Batist, aber in einer super weichen Qualität. Knittert sehr gut und lässt sich ebenso gut (und schnell) bügeln. Farbe: melone/lachs
Der Schnitt Chardon Jupe von Deer & Doe lag bei mir schon sehr lange, genau genommen seit seiner Erscheinung.
Und so führte das Eine zum Anderen.
Das Stickmuster flehte mich regelrecht an, an diesen Rock dran zu kommen.
Der Stoff ist BW-Satin, sehr stark glänzend und sehr, sehr elastisch.
Futter-Viscose. Das Schnittmuster sieht Futter nicht vor.
Die Farbe ist kaum richtig rüber gekommen, ähnelt jedoch den Meereswellen des indischen Ozeans.

Das Stickmuster war zu dem Zeitpunkt kostenlos im russischen Forum.
Es sind im Grunde drei unterschiedliche Muster, die sich in Folge abwechseln.
Ich musste drei Mal einrahmen und noch zwei zusätzliche Male klein einrahmen.
Pro Einrahmen musste ich 23 mal die Farbe wechseln. Nichts für Faule :-)
Mit Metallic-Garn hatte ich keine Probleme.
Das Zusammenstellen der Farben hat 2 Tage in Anspruch genommen.
Auf diesen Fotos ist die Farbe fast wie im echten Leben.
Hier sieht man nicht nur die Innenseite der Stickerei, sondern auch etwas Futter hervorluken.
In den Seitennähten sind Nahttaschen.
Das Gold in der Stickerei wird noch mal in den Schuhen und dem Gürtel aufgegriffen.
Und hier noch vollständigskeitshalber die restlichen Fotos. 
Ich habe zu spät gesehen, dass der Stoff so geglänzt hat, dass ich Sonnentaler auf dem Rock habe :-(

Monday, August 24, 2015

Warum nähe ich nach Fertigschnittmustern?

Ich versuche diese Frage ein für alle Male zu beantworten.

Ja, ich verfüge über genug Erfahrung und Wissen in Sache Konstruktion, um ein bestimmtes Modell nachzubauen. Aber ich tue es nicht. Warum?
Ich weiß, dass alles, was ich dazu weiter sage, nicht alle nachvollziehen werden können.
Wenn mir ein bestimmtes Modell gefällt, dann gefallen mir genau genommen die Linien, die genau das Modell ausmachen. Würde ich versuchen es nachzubauen, bekäme ich technisch korrekte Schnitte. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass ich genau die selbe Silhouette bekomme, ist eher gering.

Ganz dramatisch sehe ich diese Entwicklung bei 3D-Konstruktion. Man bekommt 1A sitzende Teile, die, wie einander wie aus einer Matrix ähneln.
Woran liegt das?
Bei 3D Konstruktion wird der Körper anatomisch korrekt nachgebildet.
Ein Designer entwirft nicht einfach ein Modell, er bricht die anatomischen Linien des Körpers.
Das perfekte Beispiel dafür findet man z.b. bei Dior und NewLook-Silhouetten.

Wenn man einen Basisschnitt nimmt und daraus ein 50-er -Kleid konstruiert, wird man nie ein Kleid bekommen, dass als Vintage von uns wahrgenommen wird.
Es wird ein schönes Kleid sein, aber man sieht darin die moderne Linien, es wird ganz sicher etwas anderes sein. Als Beispiel dazu könnt ihr nochmal meine PanAm-Experimente (Jackett, Rock)  angucken, insbesondere den Bleistiftrock in 8 Varianten.

Ebenfalls anders sehen die neu gedruckte "Vintage"-Schnitte aus. Sie haben ganz andere Silhouetten, weil die zugrunde liegenden Schnitte moderne Schnittkonstruktionen sind.
Und genau das stellt bei Anpassung das Problem dar.
Wenn man versucht, einen Vintage-Schnitt anzupassen und an den Vintage Schnittlinien rumzufuscht, bekommt man eine ganz moderne Silhoette :-)
Leider kann ich kein Bild zeigen, weil ich  damals leider kein Foto gemacht habe.
Die 1950-er Hose verwandelt sich in eine 1990-er :-)

Im Herbst 2009 hat Burda zusammen mit Pfaff ein Event organisiert, an dem man an einem Tag das kleine Schwarze nähen sollte. In diesem Zusammenhang gab's ein Video auf der Website der Burda von ZDF. Im Video wurde gezeigt, wie eine Burdaausgabe entsteht. Im Video zeigten sie kurz die Schnittdirectrice, die die Silhoeutte über die Konstruktion mit den Worten "Wir versuchen die Modelllinien, die angesagt sein werden, zu erraten!", malte.

Etwas anders sieht es beim Konstruieren nach japanischen Vorgaben aus. Sie benutzen immer ganz wenig Maße, die aber von der tatsächlichen Figur gemessen und im Schnitt eingesetzt werden. Sehr häufig wird ein Basis-Schnitt unterlegt.
Aber sie geben genaue Beschreibungen zum Verlauf ihrer Modelllinien (siehe Verlauf und dem asymetrischem Winkel der Seitenlinie der Hose).
Wenn ich diese Hose toll finde, dann gerade weil sie eben so, und nicht nach dem klassischen Basisschnitt mit abgewandelter Quetschfalte vorne, ist.
So gut im Erraten bin ich auch nicht. Daher versuche ich es nicht einmal, weil ich das, in was ich mich verliebe, selber nicht besser machen könnte.
Das ist der Grund,warum ich nach Schnittmustern nähe.

Sunday, August 16, 2015

Nicht - Chanel - Jackett

...oder das langsamste Blitzprojekt der Welt...
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Ich weiß nicht unter welcher Anflut des Wahnsinns ich auf die Idee gekommen bin, dass ich über's WE ein Jackett nähen könnte, aber es schien mir irgendwie sehr realistisch...
(Im Großen und Ganzen war ich etwas über einem halben Jahr damit beschäftigt-mehrere Wochen genäht, dann überlegt und experimentiert, wie ich das mit der Borte schmücke und noch 1 Monat abends gestickt. Die Schwierigkeit mit der Borte lag zu einem in der Vermeidung alles zu überladen und zum anderen in dem U-Boat-Ausschnitt. Ein klassisches Chanel-Jackett mit Borten sieht einen runden Halsauschnitt vor)

Gedacht- getan, ich begab mich an die Arbeit.
Schnell eine Nesselprobe erstellt, minimal im Rücken angepasst. Der Stoff ist zwar reine Seide (100%), sieht aber aus, als ob es 100% reine Wolle wäre.
Innenfutter (von mir heiß geliebtes) Venezia, weil's schimmert.
Der Schnitt ist Burda 7303.
Ich betone hier es noch einmal, dass es technisch gesehen kein Chanel-Jackett ist.
Mein Ziel war es eigentlich schnell ein Jackett für den Alltag zu nähen, Chanel kriegt man nicht schnell hin, denn das Nähen des Ärmels allein dauert schon 17h (mit Stopp-Uhr gemessen).

Zu meiner Inspiration dienten 2 Bilder (Desigual und Hush):
Bitte beachtet, dass ich während der Aufnahmen unterschiedliche Hosen und unterschiedliche Schuhe trage:-)

Die Entstehung haben viele von euch schon bestimmt hier gesehen, deswegen zeige ich in diesem Post das, was ich vorher noch nicht gezeigt habe.
Das Jackett ist komplett vollflächig beklebt mit einer flexiblen Einlage. Zusätzlich sind Bereiche um das Armloch herum und die Ärmelkugel mit nicht flexibler Einlage verstärkt.
Hier kann man es etwas sehen.
Die Strecken, an den ich klare Kanten gebraucht habe, habe ich ebenfalls mit geradem Lauf zugeschnittenen und die Streifen der festen Einlage verstärkt. Hier kann man auch ein Stückchen sehen.
Als Ergebnis hat man gestochen scharfe Säume.

Ich muss noch mal die Bedeutung von dieser Art des Futtereinnähens verdeutlichen und unterstreichen. Indem ich das Futter an den Nahtzugaben dynamisch befestige, ermögliche ich mir uneingeschränkte Armbewegung, kein Verrutschen, nichts stört oder zwickt oder kommt ungünstig raus.
Die Kette am Saum ist kein Schmuck, sondern dient dem Zweck eine gewisse Balance gegenüber dem Gewicht der Perlen herzustellen.

Und so hab ich die Borte gemacht:

1. Man schneidet zwei gleich breite Streifen zu.
Bei der einer Borte legt man eine kleine Zickzacknaht 1 cm von der äußeren Kante entfernt an, bei der anderen 1,5 cm von der Kante entfernt.
 2. In diesem Schritt werden alle Längsfäden bis zur Zickzacknaht rausgezogen.
3. Die Borten werden  Kantenbündig aufeinander gelegt und mit Stecknadeln fixiert.
 
4. Jetzt steppt man mit einem Gradstich exakt durch die Mitte und verbindet somit beide Borten miteinander.
 5.Der Innenraum wird mit Perlen bestickt und die fertig bestickte Borte an das Jackett anstaffiert.
 Alle meine Teilungsnähte, Ellbogen und vor allem Ärmelkugeln habe ich mit meinem unverzichtbarem Tailorboard gemacht. Es ermöglicht wunderbar in Form zu bügeln (dazu  dann später ein Extrapost). Ein Tailorboard ist für mich absolut unverzichtbar bei jedem Stück, was ich nähe. Für die, die das nicht kennen, es sieht so aus:
Und so sieht dann die Ärmelkugel aus, die damit in Form gebracht wurde:

 

Und jetzt bleiben nur die Tragefotos, für die ihr euch so lange gedulden musstet :-)